9. bis 10. November 2023
Varanasi befindet sich im Norden Indiens und ist eine der ältesten und bedeutendsten Orte für gläubige Hindus.
Ich bin in Varanasi mit zwei Tagen Verspätung angekommen. Wegen eines Problems mit meinem Visa für Indien konnte ich nicht wie geplant nach Indien reisen. Andreas hat das Problem vor Ort mit der Immigration lösen können. Versuche per E-Mail oder Telefonat sind gescheitert. Nach meiner Ankunft spät abends hat mich ein vom Hotel organisiertes Taxi abgeholt. Auf dem Schild stand "Mr. ...". Ich habe es mit Humor genommen. In Varanasi wurde ich vom Taxifahrer an einen Hotelangestellten übergeben. Nun ging es zu Fuß weiter durch die Altstadt. Die Gassen sind zu schmal für Autos. Es war etwas rustikal und zu dunkel, um alle frischen Hinterlassenschaften der Kühe zu umgehen. Ich bin gespannt wie es bei Tageslicht ist.
Am nächsten Morgen erstmal gemütlich auf der Terrasse frühstücken mit Blick auf den Ganges. Anschließend sind wir durch die Gassen der Altstadt gelaufen. Es bleibt rustikal. Es wirkt alles abgewohnt. In den Gassen befinden sich Shops, einige sehr sehr klein, und Restaurants. Durch die Gassen laufen Menschen, Kühe und überall sind Hunde; Mopeds hupen sich den Weg frei. Wir laufen zum Manikarnika Ghat am heiligen Fluß Ganges. Das Flußufer ist eine lange Promenade und hinter uns ragen die Tempel am Manikarnika Ghat heraus und verschwimmen mit den dahinterliegenden Häusern.
Wir setzen uns auf eine Treppenstufe. Hier befindet sich die größte Verbrennungsstätte in Varanasi. Wir schauen mit etwas Entfernung den Verbrennungsritualen zu, die öffentlich und für jeden zugänglich durchgeführt werden. Ältere und Kranke kommen nach Varanasi, um hier zu sterben und am Ufer des Ganges verbrannt zu werden. Anschließend wird die Asche dem heiligen Fluß Ganges übergeben. So erreichen die Verstorbenen Moksha und sind vom Kreislauf der Wiedergeburten erlöst.
Es brennen bereits einige Scheiterhaufen und weitere Tote werden von männlichen Angehörigen auf Bahren herangetragen und warten auf einen freien Verbrennungsplatz. Das Ghat arbeitet rund um die Uhr. Die lagernden Holzstapel sind riesig und ein weiteres Boot mit Holz wird abgeladen. Die Toten werden in das Wasser des Ganges getaucht. Sie sind mit einem Baumwolltuch verdeckt und in goldene und orangene Tücher gewickelt. Die Verstorbenen werden auf ein aufgestapeltes Holzbett gelegt und zusätzlich mit Holz abgedeckt. Nachdem der Priester das Totenritual ausgeführt hat werden sie verbrannt. Schon ein bizarrer Anblick. Es geht Schlag auf Schlag. Nach der Verbrennung wird die Asche dem Ganges übergeben.
Wer an Pocken oder an einem Schlangenbiss gestorben ist, Heilige sowie Schwangere und Kinder unter sieben Jahren werden mit einem Stein beschwert und von einem Boot aus dem Fluß übergeben. In den Augen der Mutter Ganga sind diese Menschen rein und es ist nicht nötig, sie vorher zu verbrennen.
Wir sitzen am Flußufer und schauen zu. Schafe und Ziegen laufen zwischen den Verbrennungsplätzen und fressen den Blumenschmuck der Verstorbenen. Einige Männer baden im Ganges ... und ein Hund fischt etwas Essbares zwischen all dem Schnodder heraus. Für die Gläubigen gilt der Fluß als rein, aber er ist eine Kloake. Irgendwann haben wir genug und laufen weiter am Ganges entlang. Es gibt noch weitere kleine Verbrennungsorte am Ganges. Wir nutzen einen Treppenaufgang am Ganges zu unserem Hotel und machen eine Pause.
Manikarnika Ghat
Später ziehen wir nochmal durch die Gassen der Altstadt. Wir machen Rast im Baba Lassi und trinken einen Safran- und einen Bananenlassi.Lassi wird aus Yoghurt und Wasser gemischt und im Einweg-Tontopf serviert. Je Belieben werden Gewürze oder Früchte hinzugegeben. Nach unserem Lassi laufen wir zum Ganges und schauen der Aarti Zeremonie zu. Diese findet täglich bei Sonnenuntergang am Dasaswamedh Ghat statt. Die Aarti wird auf einer Bühne von jungen Pandits (brahmanische Gelehrte), die in safranfarbenen Roben gekleidet sind, durchgeführt. Am Anfang wird auf einer Meeresschneckenschale geblasen und anschließend werden Räucherstäbchen und große Feuerlampen geschwenkt. Die Bewegungen werden von Gesängen begleitet.
Auf mich wirkte die Zeremonie etwas gekünstelt.
Zuletzt werden kleine schwimmende Schiffchen mit einigen Blüten und einem kleinen Licht auf den Ganges gesetzt. Die Strömung treibt es den Fluß hinunter.
Aarti Zeremonie in Varanasi
Am nächsten Tag wollten wir an einer Free Walking tour teilnehmen, aber wir standen allein am Treffpunkt. So sind wir etwas durch die vollen Straßen, die sich Menschen, Autos, Mopeds, Rikschas, Fahrradfahrer, Kühe, Hunde und auch Leichenträger teilen, gelaufen.
Am Nachmittag sitzen wir auf der Terrasse unseres Hotels und schauen dem Treiben am und auf dem Ganges zu.
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